Veranstaltungshinweis: Lesezeit Hoffnung leben. 500 Jahre Täuferbewegung. Für Kurzentschlossene
von Un Bekannt
500 Jahre Täuferbewegung, "Gartengeschwister" in Augsburg
Vom 8. bis 13. September 2024 ist in Augsburg die Veranstaltung „Lesezeit 2024: Hoffnung leben“ im Rahmen des Themenjahres zu „500 Jahre Täuferbewegung“. Diese Woche bietet eine gute Gelegenheit, sich vertieft mit der Geschichte und den theologischen Herausforderungen der Täuferbewegung auseinanderzusetzen.
Die Täuferbewegung etablierte sich im frühen 16. Jahrhundert in Augsburg rasch zu einem wichtigen Zentrum in Süddeutschland. Im Jahr 1526 entstand dort die größte Täufergemeinde der Region. Führende Figuren wie Hans Denck und Hans Hut waren entscheidend für diese Entwicklung. 1527 fand in Augsburg eine Täufersynode statt, das einzige große Treffen von Abgesandten verschiedener Täufergruppen aus Süddeutschland, der Schweiz und Österreich. Viele der Teilnehmer wurden später hingerichtet, weshalb die Synode als „Märtyrersynode“ bekannt wurde. Trotz des schnellen Wachstums führte die starke Verfolgung zur Zerschlagung der Gemeinde. Die strategische Lage der Stadt unterstützte sowohl die Verbreitung als auch die Repression.
Mit Augsburg ist auch die „Confessio Augustana“ verbunden, das lutherische Glaubensbekenntnis, das 1530 vor dem Reichstag verlesen wurde. In diesem Dokument werden die Täufer in vierfacher Weise verdammt. Diese Verdammungen verdeutlichen die scharfe Ablehnung, die die Täuferbewegung erfuhr, und markierten einen weiteren Schritt in der intensiven Verfolgung der Täufer, die in Augsburg und darüber hinaus stattfand. Bis heute werden lutherische Pastor:innen auf dieses Bekenntnis verpflichtet.
Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, vormittags gemeinsam zentrale Texte der Täuferbewegung zu lesen und zu diskutieren. Dabei werden Schriften von Hans Denck, Susanna Daucher, Eitelhans Langenmantel, Pilgram Marpeck, Hans Hut, Jakob Dachser, Leopold Schiemer, Hans Leupold, Helena von Freyberg und weiteren bedeutenden Persönlichkeiten behandelt. Der Fokus liegt auf deren historischer Bedeutung und der Relevanz für die heutige Zeit, wobei die enge Verbindung dieser Autor:innen zur Stadt Augsburg besonders betont wird. In Augsburg waren die Täufer übrigens unter dem Namen Gartengeschwister bekannt.
Ergänzend dazu ermöglichen Stadtführungen und Besuche im Stadtarchiv sowie in der Stadt- und Staatsbibliothek einen tiefen Einblick in die reiche täuferische Vergangenheit der Stadt. Historische Dokumente wie Verhörprotokolle und gedruckte Täuferschriften werden dabei zugänglich gemacht.
Am Nachmittag und Abend steht das Erkunden der Region Augsburg auf dem Programm, inklusive Besichtigungen des UNESCO-Welterbes der Augsburger Wasserwirtschaft und Schwimmen in den örtlichen Gewässern. Die Unterbringung erfolgt im Haus Benedikt des Klosters St. Stephan, was eine Verbindung zur benediktinischen Geschichte der Täufer, wie etwa Michael Sattler, herstellt.
Die Veranstaltung bietet eine einmalige Möglichkeit, Studium und Erholung in einer geschichtsträchtigen Umgebung zu verbinden.
Dank der guten Verkehrsanbindung Augsburgs ist die Anreise auch für Teilnehmer:innen aus entfernten Regionen und Ländern problemlos möglich.
Die Veranstaltung wird von Wolfgang Krauß, Mitarbeiter der Mennonitengemeinde Augsburg und Initiator des Projekts „Wieder Täufer in Augsburg – Die andere Reformation“, sowie von Thomas Nauerth, Alttestamentler und apl. Professor für Religionspädagogik an der Universität Osnabrück, organisiert.