500 Jahre Täuferbewegung, Wort gewagt!

Sola Scriptura (allein durch die Schrift)

Wir Täuferinnen und Täufer sagen Jesus Nachfolgen!

Die ersten Täuferinnen und Täufer argumentierten gegenüber Obrigkeit und Obrigkeitskirche mit der Bibel, weil diese von ihnen nicht in Frage gestellt wurde. Aus der Distanz entsteht so der Eindruck, die ersten Täufer seien besonders bibelzentriert im Sinne von Sola Scriptura gewesen. Der Eindruck täuscht, denn: Täuferinnen und Täufer sammeln sich um Jesus, von dem wir in der Bibel lesen, in dem sich uns Gott* zeigt, und der auf Gott* zeigt.

So stehen sich unterschiedliche Systeme gegenüber:

Wenn wir Täufer den Ausdruck „das Wort Gottes“ hören oder verwenden, denken wir gewöhnlich an drei Dinge in absteigender Reihenfolge:

  1. Jesus
  2. Die in der Bibel enthaltene Botschaft Gottes
  3. Die Bibel

Wenn Protestanten (fast alle Freikirchler:innen eingeschlossen) den Ausdruck „das Wort Gottes“ hören oder verwenden, denken sie wie Täufer an diese drei Punkte, aber in umgekehrter Reihenfolge:

  1. Die Bibel
  2. Die in der Bibel enthaltene Botschaft Gottes
  3. Jesus

Wenn Jesus und nicht die Bibel die letzte Autorität ist, hat das Auswirkungen auf die reale Welt.

Sola Scriptura (allein die Schrift) bringt schlechte Früchte. Gewalt und Spaltung. Das sieht man an den Kirchenspaltungen die ihre Ursache darin haben, dass Schrift mit Schrift verglichen wird. Was auch bei den Mennoniten allzu oft geschah, wenn sie ihre eigene Tradition vergaßen und die Bibel über Jesus stellten.

Die Protestanten waren in der Reformationszeit genauso gewalttätig wie die Katholiken, und sie begründeten ihre Gewalt mit der Bibel! Immer wieder fanden Protestanten biblische Rechtfertigungen für Gewalt, mit denen sie den eindeutig gewaltfreien, feindesliebenden und friedensstiftenden Weg Jesu außer Kraft setzten.

Täuferinnen und Täufer hingegen waren seit Generationen bereit, durch die Hand von Mitchristen zu sterben, weil sie sich weigerten, das Schwert zur Selbstverteidigung oder zur Verteidigung ihres Landes zu tragen. Ihr Reich war das Reich Gottes, der Krieg, den sie führten, war nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen einen geistlichen Feind (Epheser 6,12), und ihr einziger König war König Jesus. Die Täufer glaubten, dass Jesus die endgültige Selbstoffenbarung Gottes ist (Johannes 1,18) und dass die ganze Heilige Schrift unerbittlich durch die Brille Jesu interpretiert werden müsse. Wer ihm nachfolge, werde Glied seines Leibes.

Die Bibel[1] ist dazu da, uns zu Jesus zu führen, dem lebendigen, aktiven und maßgeblichen Wort Gottes. Um sie im Geist Gottes auszulegen, brauchen wir die Gemeinde als hermeneutische Gemeinschaft, in der alle gleichberechtigt sind (Priestertum aller Gläubigen). Jesus hilft uns die Bibel auszulegen, er zeigt uns wer Gott ist. Gemeinsam in radikaler Nachfolge sollen wir in seine Fußstapfen treten und Größeres tun (Johannes 14,12).

Heute schließen sich immer mehr dem täuferischen Verständnis an.

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1 Dazu gehören auch einige nicht kanonische Schriften, d.h. Schriften, die keinen Eingang in die Bibel gefunden haben.

Zuletzt aktualisiert am 21.11.2019 von Jake.

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